von Jann Raveling
Austauschprogramm zur Additiven Fertigung an der Bremer Universität
Breitenweg statt Broadway, Blockland statt Brooklyn Bridge, Osterdeich statt East Side – für Chirag Shah und Keyur Solanki war die Hansestadt eine kleiner Kulturschock. Die beiden Studenten reisten im Sommer 2018 für zwei Monate von der New York University ins vergleichsweise beschauliche Bremen. Innerhalb dieser Zeit lernten sie die Hansestadt kennen und lieben: „Ich hatte vor dem Praktikum noch nie von Bremen gehört, aber ich bin schweren Herzens wieder gegangen“, erzählt Keyur Solanki, der in New York Mechanical and Aerospace Engineering studiert. „Wir haben in Bremen mehr Freundschaften und Verbindungen geschlossen als in New York. Die gotische Architektur mit modernen Annehmlichkeiten war wundervoll und gab der Stadt ihren eigenen Charme und Charakter.“ Beide Studenten absolvierten ein Forschungspraktikum am Leibniz Institut für Werkstofftechnologien (IWT) und bei der Materialise GmbH, Schwerpunkt 3D-Druck. Auch Chirag Shah ist voll des Lobes für die Hansestadt: „Bremen ist eine wunderbare Stadt. Ich vermisse das Grün und die Ruhe, die natürliche Gelassenheit, die Bremen bietet“, sagt der Student im Studiengang Mechanical Engineering, und ergänzt: „Und die kühlen Abendwinde, während wir an der Schlachtepromenade sitzen und die wunderbare Küche mit Freunden genießen.“Kooperation über dem großen Teich hinweg
Zu verdanken hatten die beiden Studenten diese Gelegenheit Dr. Axel von Hehl und Dr. Dirk Lehmhus. Lehmhus arbeitet in der Abteilung Gießereitechnologie und Leichtbau am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM in Bremen, von Hehl ist Abteilungsleiter Leichtbauwerkstoffe am IWT in Bremen und Spezialist für den 3D-Druck, auch Additive Manufacturing (AM) genannt. Beide stießen gemeinsam mit Fachkollegen aus den USA 2015 die Ausrichtung eines internationalen Fachsymposiums in New York an, das im darauf folgenden Jahr erstmals ausgerichtet wurden. Die Amerikaner zeigten sich dabei begeistert von der engen Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft in Deutschland, Lehmhus und von Hehl schätzten das Interesse und Fachwissen der Amerikaner. Dort entstand dann auch die Idee für einen Studierendenaustausch. „Wir arbeiten ohnehin daran, die Internationalisierung des Instituts kontinuierlich voranzutreiben. So kamen wir darauf, das Austauschprogramm mit unseren Kollegen vom IFAM ins Leben zu rufen“, schildert von Hehl.Projekt Laserschmelzen von Werkzeugstahl
Zwei Jahre später, im Juli 2018 war es dann soweit, die beiden Studenten tauschten für zwei Monate den Big Apple mit dem „Big Roland“. Für interessante Aufgaben hatten von Hehl und Lehmhus gesorgt: Sie holten mit der Materialise GmbH einen Bremer 3D-Druck-Spezialisten an Bord. Gemeinsam entwarfen sie ein Forschungsvorhaben, an das sich die beiden Studenten machten. Im Projekt MarAging suchten sie nach den optimalen Bedingungen zur Produktion einer neuen Sorte Werkzeugstahl für den 3D-Drucker.„Nachdem die beiden den industriellen Prozess bei Materialise kennenlernten, konnten sie die Aufgabe erfolgreich bewältigen und sogar noch die Eigenschaften des Edelstahls optimieren. Für alle Beteiligten eine sehr erfolgreiche Zusammenarbeit“, schildert von Hehl.