Schwertransportgenehmigungen sind eine Voraussetzung dafür, überschwere Lasten über deutsche Straßen rollen lassen zu dürfen. Hier unterstützt die Bremer Gründerin Fenja Bierwirth mit ihrem Unternehmen FEEMAX. Sie organisiert Genehmigungen, Begleitfahrzeuge und plant die Routen.
465.000 Schwertransporte wurden 2023 über die deutschen Autobahnen bewegt. Mal übergroß, mal überlang, mal überschwer, mal alles zusammen. Windkraftanlagen von Norddeutschland in den Süden, Baumaschinen vom Süden zu den Häfen im Norden – und jedes Mal: mit vorheriger Genehmigung und Begleitung durch spezielle Fahrzeuge oder gar der Polizei.
Ein immenser Planungsaufwand steckt hinter jedem einzelnen dieser Transporte. Besonders dann, wenn etwa extrem lange Bauteile wie Windkraftrotoren bewegt werden müssen: Passt der Lkw mit seinen 90 Metern Länge überhaupt um die Kurve, kommt er die Auffahrt herunter?
„Es braucht fast immer für jeden Lkw-Transport eine neue Genehmigung, die bei den jeweiligen Behörden beantragt werden muss. Wenn es über mehrere Bundesländer geht, wird es noch komplexer, weil jedes Land seine besonderen Verfahren hat“, weiß Fenja Bierwirth. Die 32-Jährige hat Anfang 2024 FEEMAX gegründet. Das Unternehmen spezialisiert sich auf die Organisation von Genehmigungen für Schwertransporte, die Routenplanung, die sichere Transportbegleitung und die Baustellenberäumung (das Freiräumen von Baustellen für Schwertransporte).
Hohe Nachfrage nach Schwertransportgenehmigungen
Die Logistikexpertin, die jahrelang als Angestellte im Schwerlastbereich arbeitete, bevor sie sich für die Selbstständigkeit entschied, fühlt sich als Gründerin in der Bremer Logistik wohl: „Ich bin bisher immer offen und auf Augenhöhe empfangen worden von meinen Geschäftspartnern. Das bestärkt mich.“
Obwohl sie erst wenige Monate am Markt aktiv ist, kann sie sich vor Anfragen kaum retten. „In den mittelständischen Speditionen herrscht Fachkräftemangel, manchmal plant der Chef auch selbst Routen, obwohl er sich eigentlich mit anderen Aufgaben beschäftigen müsste. Die Unternehmen wollen diese Aufgaben gern herausgeben. Und man braucht einiges an Fachwissen, um solche Genehmigungen schnell bearbeiten zu können“, ergänzt sie. Deshalb gebe es auch nur wenige Mitbewerbende.
Ein Grund ist auch die steigende Nachfrage in der Windkraftindustrie, die sowohl bei dem Transport der Windkraftrotoren als auch der Kräne Schwertransportgenehmigungen erfordere. Bierwirth, die auch selbst über einen Kranführerschein verfügt, spezialisiert sich aber vor allem auf die Bau- und Maschinenbau-Industrie.
Rund eine Woche dauere die Beschaffung einer Genehmigung für einen Schwertransport, bei überlangen Teilen wie in der Windkraft auch schon mal länger. „Vieles hängt von den Behörden ab. Zwar gibt es digitale Tools und Genehmigungsportale, aber die funktionieren noch lange nicht so reibungsfrei wie gedacht. Bremen ist da schon ganz vorne dabei, in anderen Regionen ist es weitaus langwieriger.“
Personal gesucht für die Begleitung von Schwertransporten
Viele Aufträge, wenige Auftragnehmer:innen: Kein Wunder, dass sich Gründerin Bierwirth bereits nach Personal umschaut. Auf ihrer Webseite sind mehrere Stellen offen, sowohl im Office-Bereich als auch für die Straße.
„Ich will in Zukunft mein eigenes Personal auf die Transporte mitschicken, damit mein ganzer Service aus einer Hand kommt. Bisher nutze ich dafür noch externe Dienstleistungsunternehmen. Um das zu schaffen, brauche ich Fahrer:innen für die Begleitfahrzeuge, die den Schwertransport vorne und hinten absichern, oder Brücken und Kreuzungen sperren.“
Auch eine zweite Sache fehlt noch: die Fahrzeuge selbst, meist Vans mit Spezialausrüstung. Ein hohes finanzielles Investment, dass die Gründerin nicht alleine stemmen kann – weshalb sie einen Investor gefunden hat, mit dem sie jetzt ihr Geschäft ausbauen kann.
Ein enorm schneller Start für ein so junges Unternehmen. Aber Bierwirth sagt selbst von sich, dass sie für die Schwerlastlogistik lebe. „Meine Freunde wissen: Ich kenne kein anderes Thema“, lacht sie. Es sei ihr Traum, ein wachsendes Unternehmen zu schaffen, mit Geschäftspartner:innen, die mehr seien als reine Kundinnen und Kunden. Deshalb suche sie sich ihre Klientinnen und Klienten ganz genau aus, baue mit ihnen eine enge Geschäftsbeziehung auf. „Mir liegt guter Service am Herzen, ich gebe jeden Tag all meinen Partnern ein Update, wie der aktuelle Stand ist. Diesen Spirit will ich auch an mein künftiges Team weitergeben.“
Unternehmen in Bremen gegründet mit dem Starthaus Bremen
Während die Schwerlast-Expertin über gute Branchenkenntnisse verfügt, mangelte es ihr zunächst noch an Gründungs-Expertise. Aus diesem Grund suchte sie im Vorfeld des Unternehmensstarts Kontakt zum Starthaus Bremen und Bremerhaven. „Das Starthaus hat mich sehr unterstützt und mir dabei geholfen, mich weiterzuentwickeln, ohne hätte ich es nicht so geschafft“, erklärt sie. So nutzte sie die Beratung im Starthaus bei der Entwicklung ihres Businessplans und zur Vorbereitung von Bankterminen. Zudem erhielt sie ein Mikrokredit der BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven für die erste Geschäftsausstattung.
Darüber hinaus ist sie im Female Founders Coffee Club des Starthauses aktiv – einem Netzwerk für Gründerinnen, das einen Austausch unter Frauen ermöglicht. „Ich mag die Szene hier in Bremen, sie ist sehr offen. Als Einzelgründerin weiß man nicht, ob man alles richtig macht, da ist es gut mit anderen sprechen zu können, die in ähnlicher Lage sind. Feedback hilft enorm.“
Gut gewappnet macht sie sich jetzt an den Aufbau ihres Unternehmens. Neben dem Wunsch nach einem kleinen Team hat sie auch eine große Vision: „Ich möchte eines Tages mit den Gewinnen mir eigene Windkraftanlagen kaufen können und einen kleinen Windpark betreiben, das ist mein Traum. In meinem Leben hat bisher alles geklappt, was ich mir vorgenommen habe, deshalb bin ich da zuversichtlich.“