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Wasserstoff. Norddeutsch. Persönlich. – Teil 1: Dr. Hubertus Lohner

Wer treibt die Wasserstoffwirtschaft im Norden an? Wie entstehen aus Ideen und Visionen handfeste Projekte, die Bremen und den Norden zu einem Hotspot in der Wasserstoff-Industrie machen? In unserer Reihe „Wasserstoff. Norddeutsch. Persönlich“ stehen die Persönlichkeiten hinter der Wasserstoff-Wende Rede und Antwort.

Dr. Hubertus Lohner ist Vorstandsvorsitzender der Innovationsplattform ECOMAT e.V. und treibt damit die Aktivitäten des Luftfahrtkonzerns Airbus innerhalb des Forschungs- und Entwicklungszentrums ECOMAT voran, das in der Bremer Airport-Stadt mehr als 500 Forscherinnen und Forscher aus Wirtschaft und Wissenschaft unter einem Dach vereint.

Herr Dr. Lohner, was hat Sie dazu gebracht, sich im Bereich Wasserstoff zu engagieren?

Ich hatte immer schon mit Themen wie Nachhaltigkeit, Ersatz von Gefahrstoffen, Bereitstellung von Energie und effizienten Lösungen zu tun. Ich komme sehr stark von der Seite der Fördervorhaben. Für mich war es daher eine logische Weiterentwicklung, mich auch im Bereich der Wasserstoffwirtschaft und insbesondere der Wasserstoffantriebe zu engagieren, die von Airbus bis 2035 auf den Markt gebracht werden sollen. Ich habe mehrere Kooperationsprojekte im ECOMAT im Bereich Wasserstoff mitinitiiert und leite das Airbus-interne Fire Certification Centre, wo wir auf 2.500 Quadratmetern eine eigene Testinfrastruktur eröffnen und Wasserstoff unter dem Aspekt der Brandsicherheit untersuchen können.

Auf welchen persönlichen Erfolg sind Sie besonders stolz?

Ich freue mich, dass sich im neuen Bremer Koalitionsvertrag aus dem Juli 2023 das Thema ECOMAT und vor allem das Zukunftsvorhaben ECOMAT Hydrogen Campus EHC, als Erweiterung des bisherigen ECOMAT-Konzepts um ein neues Gebäude, wiederfindet. Es beweist, dass wir in den vergangenen Jahren mit unserer Arbeit im ECOMAT den richtigen Weg eingeschlagen haben – diese Leistung macht mich stolz. Das EHC stößt auf viel Interesse und ich freue mich schon darauf, dass wir das Zukunftskonzept jetzt intensiv angehen können. Es ist ein guter Weg, die Wasserstoffkompetenz Bremens zu stärken und nach außen zu tragen.

Was hat Sie zuletzt im Bereich Wasserstoff überrascht?

Was mich positiv überrascht, ist die Offenheit und Zusammenarbeit der vielen Akteurinnen und Akteure in Bremen. Es gibt wenig Konkurrenz und Gerangel. Natürlich haben große Themen, wie etwa die De-Karbonisierung des Stahlwerks als größter CO2-Produzent Bremens Priorität und genießen mehr Aufmerksamkeit, aber das geht nicht auf Kosten anderer Projekte. Es gibt einen wohlwollenden Umgang von allen Seiten.

Negativ fällt mir hingegen auf, dass mir alles viel zu langsam geht. Ich denke, dass wir gewisse Themen viel schneller und mutiger vorantreiben sollten. Wir sind manchmal zu bescheiden, hanseatisch und zu schüchtern. Wir haben mit dieser Hanseatenart natürlich auch viel Erfolg, aber ich denke, dass wir manchmal schneller voranschreiten könnten.

Welche Person würden Sie gerne auf der Messe und Konferenz „Hydrogen Technology Expo“ 2023 in Bremen treffen?

Besonders interessieren mich Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Infrastruktur, da diese für die Luftfahrt eine große Herausforderung darstellt. Es ist wichtig, dass Wasserstoff vom Entstehungsort reibungslos zum Verbraucher gelangt, ob über Häfen oder Gasnetze, nicht nur in Bremen und Deutschland, sondern weltweit.

Für die Messe 2023 haben wir zudem bereits Gespräche mit unseren Counterparts in Frankreich geplant, also der Region Pays de la Loire und Occitanie, die ebenfalls eine starke Luft- und Raumfahrtlandschaft haben und im Airbuskonzern an wasserstoffbetriebenen Flugzeugen arbeiten. Darauf freue ich mich besonders.

Welches Wasserstoff-Projekt oder welchen innovativen Ort – egal wo auf der Welt – würden Sie gern einmal näher kennenlernen?

Ich würde gern einmal den europäischen Raketenbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, besuchen. Wir haben im kommenden Jahr den ersten Start der neuen Ariane 6 und das einmal live zu erleben würde mich sehr reizen. Denn die Raumfahrt nutzt ja schon seit vielen Jahrzehnten Wasserstoff und ich bin überzeugt, dass wir sehr viel von ihr lernen können. Diese Mischung aus etablierter Technologie und einer völlig neuen Modellgeneration ist unwahrscheinlich spannend – Rocket Science eben!

Vervollständigen Sie den Satz: „Im Jahr 2035 werden wir Wasserstoff im Alltag…“

Bis zum Jahr 2035 wird sich in der Infrastruktur viel getan haben. Wir werden sicherlich mehr wasserstoffangetriebene Autos und Lkw sehen, insbesondere im Schwerlastverkehr. Auch die Luftfahrt wird spannend sein. Wir planen, 2035 mit dem ZEROe-Programm die Serienreife der ersten Generation an Flugzeugen mit Wasserstoffantrieb. Es wird interessant sein zu sehen, wie gut das Ganze funktioniert, nicht nur technologisch, sondern auch ökonomisch. Es gibt genug Herausforderungen, die uns bis dahin begleiten werden.

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