Wer treibt die Wasserstoffwirtschaft im Norden an? Wie entstehen aus Ideen und Visionen handfeste Projekte, die Bremen und den Norden zu einem Hotspot in der Wasserstoff-Industrie machen? In unserer Reihe „Wasserstoff. Norddeutsch. Persönlich.“ stehen die Persönlichkeiten hinter der Wasserstoff-Wende Rede und Antwort.
Sara Hritz-Hagenah ist Kompetenzfeldleiterin des Bereichs Wasserstoffanwendungen für Industrie und Mobilität am Technologie-Transfer-Zentrum (ttz) Bremerhaven. Als Forschungsdienstleister arbeitet das ttz in den Bereichen Lebensmittel und Ressourceneffizienz.
Frau Hritz-Hagenah, was motiviert Sie, sich im Bereich Wasserstoff zu engagieren?
Wasserstoff ist eine Zukunftstechnologie, die uns allen helfen kann unsere Energie ein Stück weit „grüner“ zu machen und damit den Klimawandel zu verlangsamen bzw. die Dekarbonisierung voran zu treiben. Ich glaube, es ist unsere Verantwortung, ökologisch, wirtschaftlich und sozial zu handeln. Wasserstoff wird nicht die eine Technologie sein mit der wir unsere Energiewirtschaft ändern, aber sie kann ein Teil davon sein und gerad Norddeutschland bietet ein großes Potential. Die Forschungs- und Entwicklungsbedarfe sind jedoch noch groß, da müssen wir alle gemeinsam dran arbeiten und an einem Strang ziehen.
Auf welchen persönlichen Erfolg sind Sie besonders stolz?
Im ttz habe ich das Kompetenzfeld Wasserstoffanwendungen geschaffen – also quasi eine eigene Abteilung. Darauf bin ich schon stolz. Wir haben uns darin breit aufgestellt: Eine Grundsäule sind zum Beispiel die ökologischen Betrachtungen von Prozessen und Systemen, eine andere sind synthetische Kraftstoffe und Wasserstoffderivate. In diesem Bereich bauen wir gerade eine Methanol-Produktionsanlage für den deutschen Forschungskutter Uthörn auf, der für den Betrieb mit Methanol gebaut wurde.
Zudem planen wir gerade ein Wasserstoff-Testzentrum, eine Anlaufstelle, die es kleineren und mittelständischen Unternehmen ermöglicht, Wasserstoffanwendungen zu testen. Dazu gehören auch Schulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, um die Grundlagen zu erlernen.
Was hat Sie zuletzt im Bereich Wasserstoff positiv überrascht?
Ein positiver Aspekt meiner Arbeit ist, dass ich im Bundesland Bremen sehe, wie alle Hand in Hand und eng zusammenarbeiten. Wir haben kurze Wege und enormes Know-how, das Potenzial, das wir hier haben, ist sehr groß und es freut mich zu sehen, dass wir diese Stärken nutzen.
Manchmal kann es aber auch etwas frustrierend sein, wenn man ein Projekt vorantreibt und es nicht sofort umgesetzt werden kann. Geduld ist ein wichtiger Faktor, insbesondere bei der Umsetzung neuer Projekte und Technologien wie dem Markthochlauf von Wasserstoff. Sowas benötigt Zeit, um sich auf dem Markt zu etablieren.
Welche Person würden Sie gerne auf der Messe und Konferenz „Hydrogen Technology Expo“ 2023 in Bremen treffen?
Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, welche Person ich gerne kennenlernen würde auf der Expo. Tatsächlich würde ich es jedoch lieber sehen, dass sich die norddeutschen Bundesländer an einen Tisch setzen und gemeinsam darüber sprechen, wie wir die Arbeit untereinander aufteilen können, ohne in Konkurrenzdenken zu kommen.
Die HY-5-Initiative der fünf norddeutschen Wirtschaftsförderungen hat hierfür ja genau den richtigen Ansatz, das würde ich gern auf Länderebene sehen. Denn besonders in wirtschaftlichen Themen wie Energieexport oder -import müssen wir zusammenarbeiten, um unsere Ziele zu erreichen. Das wäre für mich viel wertvoller, als eine einzelne Person kennenzulernen.
Welches Wasserstoff-Projekt oder welchen innovativen Ort – egal wo auf der Welt – würden Sie gern einmal näher kennenlernen?
Ganz klar Queensland in Australien, da passiert so viel rund um das Thema Wasserstoff. Dort entstehen unter anderem die größten Projekte weltweit, was das Thema Energiebereitstellung durch Wasserstoff angeht. Das Land ist natürlich auch prädestiniert dazu, mittels Solarenergie große Mengen an Wasserstoff zu produzieren. Das würde mich tatsächlich sehr interessieren.
Vervollständigen Sie den Satz: „Im Jahr 2035 werden wir Wasserstoff im Alltag…“
Im Jahr 2035 wird Wasserstoff im Alltag eine wichtige Rolle spielen. Ich würde gerne sehen, dass unsere heutigen Leuchtturmprojekte umgesetzt werden und dass sich die Anwendungen, die wir heute in unseren Forschungsprojekten haben, in unserem Alltag widerspiegeln. Wasserstoff könnte als Speichermedium für regenerative Energien dienen oder als Grundlage zur Produktion synthetischer Kraftstoffe, die wir dann an der Tankstelle tanken.
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