Speditionskaufleute, Berufskraftfahrer:innen, IT-Fachkräfte – die Logistik braucht qualifiziertes Personal in der ganzen Bandbreite. Zugleich ändern sich die Anforderungen an Organisationen durch neue Arbeitsmodelle, durch die Digitalisierung und neue Anforderungen an die Unternehmenskultur.
Wie die Branchen Logistik und maritime Industrie diesem Wandel begegnen können, war Fragestellung der vierteiligen Workshopreihe „Branchendialog Logistik“ vom 20.09. bis 11.10.2022. Die Workshops der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa wurden von der Landesagentur für berufliche Weiterbildung ins Leben gerufen. Vorausgegangen waren drei Branchendialoge mit Sozialpartner:innen und Unternehmensverbänden für Hafen-, Kontaktlogistik und Speditionen, die im Herbst 2021 stattfanden.
Jeweils rund 30 Teilnehmer:innen aus der gesamten Branche, Unternehmer:innen, Betriebsrät:innen, sowie Akteur:innen der Wirtschaft, Verwaltung, Sozialpartner:innen sowie Branchenvereine und -verbände kamen dazu in unterschiedlicher Besetzung zusammen. Nach vier Workshopnachmittagen zogen sie ein positives Fazit:
Jeder Workshop widmete sich dabei einem anderen Schwerpunkt:
Workshop 1 Qualifizierung: Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe standen unterschiedliche Qualifizierungsangebote, die branchenspezifischen Herausforderungen als auch die zentralen Zukunftskompetenzen im Mittelpunkt. Es wurde deutlich, dass als Reaktion auf den Fachkräftemangel Unternehmen derzeit vor allem auf Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen setzen.
Aktuelle Rekrutierungsprobleme bestehen für die Branche insbesondere bei Speditionskaufleuten, Berufskraftfahrer:innen und IT-Fachkräften. Gerade im Bereich der kaufmännischen Tätigkeiten gehen die Unternehmen von zukünftig immer anspruchsvolleren Aufgaben aus und sehen im operativen Bereich die Herausforderung Qualifizierungsmaßnahmen gezielt in den täglichen Arbeitsalltag einzubauen.
Der Austausch im ersten Workshop wurde begleitet von einem Expert:innen-Talk zum Thema „Wie und wo gelingen Qualifizierung und Innovation?“ mit Carolin Bötjer von der BLG Logistics Group und Inis Ehrlich vom Transferzentrum für Künstliche Intelligenz BREMEN.AI.
Workshop 2 Fachkräftemarketing: Warum fehlen Arbeitskräfte und was lässt sich dagegen tun? Um diese Frage ging es bei der zweiten Veranstaltung, die erneut im Co-Working Space weserwork im Tabakquartier stattfand. Wie Personal und Marketing erfolgreich zusammenarbeiten könnten, zeigte etwa bremenports. Dort wurde extra eine 50/50 Stelle zwischen beiden Bereichen geschaffen. Über ihre Arbeitsergebnisse und zukünftigen Vorhaben berichteten Sandra Guhs und Alessandra Kiel von bremenports. Zudem präsentierte Jörg Ziesmann die national aktive Branchenplattform „Irgendwas mit Logistik“.
Im Anschluss luden drei Thementische die 30 Teilnehmenden zum konstruktiven Austausch ein. Im Fokus standen Fragestellungen über bestehende Herausforderungen und Entwicklungsbedarfe des Fachkräftemarketings sowie über Trends und Gestaltungsoptionen eines zukunftsweisenden erfolgreichen Fachkräftemarketings Logistik in Bremen und Bremerhaven.
Workshop 3 Unternehmenskultur: Im Innovationslabor DOCK ONE im Technologiepark fanden die beiden abschließenden Veranstaltungen statt. Beeindruckende Beispiele zur Entwicklung einer zukunftsweisenden Unternehmenskultur lieferten Steffen Obermann von der ZUFALL Logistics Group und Florian Hartke vom Unternehmen encoway. In der anschließenden Arbeitsphase und dem Austausch der Teilnehmer:innen ging es intensiv um die unterschiedlichen Erfolgsfaktoren und Bestandteile wie Vertrauen, Transparenz, Lernbereitschaft und Agilität sowie das Thema Nachhaltigkeit.
Deutlich wurde: Die Bausteine einer gelungenen zukunftsfähigen Unternehmenskultur sind von der jeweiligen Unternehmens- und Führungsform, der Mentalität und den strategischen Zielen eines Unternehmens sowie vom stetigen Wandel der Anforderungen an die Arbeitswelt geprägt.
Workshop 4 Arbeits(zeit)modelle: Wie gelingen Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Job-Sharing? Welche Möglichkeiten und Grenzen der Flexibilisierung der Arbeit brauchen wir in der Logistik? Spannende Einblicke in die Unternehmenswelt gab dazu etwa Dr. Jenny Brettscheider von Karl Gross Internationale Spedition.
Die Expert*innenrunde wurde im Anschluss per Live-Zuschaltung um Sina Hertwig (Hellmann Worldwide Logistics) und Uwe Berndt (Die Wirtschaftsmacher) bereichert. Sina Hertwig gewährte persönliche Einblicke in die Vereinbarkeit von Familie mit Kleinkind und eigener Vollzeitstelle. Uwe Berndt spannte den Bogen zwischen dem Bedarf an Fachkräften in der Logistik, der Einführung innovativer flexibler Arbeitsmodelle und der Relevanz von erhöhter Sichtbarkeit und Stärkung des Berufsfelds Logistik in der breiten Öffentlichkeit.
In Arbeitsgruppen aufgeteilt ging es dann weiter für die Teilnehmenden in den praxisnahen Austausch: Hierbei wurden zeitgemäße Arbeitsmodelle auf Arbeitgebende und -nehmende beleuchtet, Erwartungshaltungen von Fach- und Nachwuchskräften in diesem Kontext konkretisiert sowie Assoziationen zum Fachkräftemarketing, zur Unternehmenskultur und passenden Qualifizierungsthemen – vor dem Hintergrund digitalen Wandels – hergestellt. Ein wichtiger Punkt in allen Diskussionen war auch immer die Tarifbindung. Wenn es um attraktive Arbeitsbedingungen geht, sind Tarife un die gute Zusammenarbeit der Sozialpartner:innen ein zentraler Erfolgsfaktor.
Kai Stührenberg, Staatsrat für Arbeit und Europa, blickt zufrieden auf die Workshopreihe zurück: „Ein Unternehmen kann man heutzutage nicht ohne die Themen Qualifizierung, Fachkräftemarketing, Unternehmenskultur und innovative Arbeitsmodellen denken. Mit der gut besuchten Workshopreihe haben wir genau diese Brücke zwischen den Einzelthemen gebaut. Sie ist neben dem Ziel einer höheren Tarifbindung im Land ein wichtiger Baustein in einem Prozess zum Wandel der Arbeitswelt innerhalb der Logistik und maritimen Wirtschaft.“
Dem pflichtet auch Moderator und Innovationscoach Sven Hermann von ProLog Innovation bei: „Tolle Expert:innen-Beiträge, spannende Praxisbeispiele, interaktive Thementische, bewegende Momente und inspirierender Austausch - viele der Teilnehmer:innen waren begeistert von Inhalt und Gemeinschaft unserer Veranstaltungsreihe und wünschen sich eine Fortsetzung gerade im Bereich der Qualifizierung.“
Mit den neuen Erkenntnissen geht es jetzt weiter: Die Ergebnisse der Workshops werden nun evaluiert und daraus mögliche neue Ansätze entwickelt, die den Unternehmen in den Branchen zugutekommen.
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Ansprechperson auf strategischer Ebene
Thorsten Kühn
Die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa
Abteilung Arbeit
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