Jakob Ache / Claas Ole Bischoff , Europaabteilung
Wohl alle von uns kennen das Problem: ein mit Karten aller Art vollgestopftes Portemonnaie, die wir mit uns herumtragen, weil wir sie ja irgendwann oder irgendwo plötzlich brauchen könnten. Im Ausland hilft uns das dann allerdings nicht immer weiter, vor allem, wenn die Informationen auf den Karten nur in deutscher Sprache angegeben sind. Auch eine zweifelsfreie Online-Identifizierung gegenüber Unternehmen ist nach wie vor häufig enorm aufwendig. Lästige Behördengänge müssen auch deswegen weiterhin größtenteils in zeitraubenden Präsenzterminen stattfinden, weil man sich bislang nur schwer am PC ausweisen kann.
Diese Probleme sollen nach Auffassung der Europäischen Kommission zeitnah für alle Bürger:innen der Europäischen Union behoben werden: sie hat am 03.06.2021 einen neuen Rahmen für eine europäische eID, also einen elektronischen Identitätsausweis, vorgestellt, die zeitnah allen Bürger:innen sowie Unternehmen zur Verfügung gestellt werden soll.
Mit dieser eID soll ein schneller Identitätsnachweis per Smartphone möglich gemacht, Dokumente sicher gespeichert oder digital verschickt und europaweit digitale öffentliche und private Anwendungen zugänglich gemacht werden. Die eID soll damit private Identifizierungsmethoden ersetzen sowie die Kontrolle über die Weitergabe von persönlichen Daten an die Bürger:innen geben. Personenbezogene Daten werden unter hohen Sicherheitsaspekten und nur dann online weitergegeben, wenn Bürger:innen diese Informationen ausdrücklich weitergeben möchte.
Das Ziel ist somit klar. Aber wie wird sich die eID auf den persönlichen Alltag auswirken? Die geplante eID kann man sich als eine digitale Brieftasche vorstellen. Neben dem Nachweis der eigenen Identität soll man die Möglichkeit haben sein, grundlegende persönliche Daten, den Führerschein, Bankdaten und vieles mehr dort zu hinterlegen, verschlüsselt unter höchsten Sicherheitsstandards. Dadurch könnte man den Umfang der bisherigen herkömmlichen Brieftasche reduzieren, zum Beispiel im Urlaub am Flughafen ohne langes Warten ein Auto mieten oder mit bloßem Vorweisen der eID auf dem Smartphone vor dem Besuch einer Diskothek sein Alter nachweisen, ohne dabei weitere Daten preiszugeben.
Die neue eID hat auch Auswirkungen auf Unternehmen. Diese werden durch den Vorschlag dazu verpflichtet, die eID anzuerkennen und ihre Datenverarbeitungsprozesse entsprechend anzupassen. Gleichzeitig würde die Attraktivität durch die einhergehenden Sicherheitsmerkmale gesteigert werden und neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnet.
Der Vorschlag der Kommission soll jetzt zeitnah von Rat und Europäischem Parlament beraten werden mit dem Ziel, bis September 2022 eine Einigung zu erzielen. Nach der darauffolgenden Testphase soll das neue eID-System allen Bürger:innen zeitnah zur Verfügung gestellt werden und die beispielsweise in Deutschland bereits existierenden nationalen eIDs vereinheitlichen.
Quellen:
Europäer sollen sich mit digitaler Identität sicher ausweisen können | Deutschland (europa.eu)
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Jakob Ache
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