Wirtschaftssenatorin trifft sich mit Live Clubs, Theater und Veranstaltern
Die Veranstaltungsbranche steht durch Corona vor existenziellen Herausforderungen. Der Shutdown hat viele Betriebe in eine Situation gebracht, in der der Fortbestand der Betriebe und auch persönliche Existenzen gefährdet sind.
Von den bisherigen Lockerungen ausgenommen und mit unsicherer Perspektive stellen sich den Akteuren viele Fragen, wie, wann und unter welchen Bedingungen ein wirtschaftlicher Betrieb überhaupt wieder möglich sein wird.
Das Problem ist auch im Bund adressiert. Dort denkt man bereits über branchenspezifische Rettungsschirme nach. Wahrscheinlich ist, dass die Länder diese Maßnahmen durch eigene Programme und Projekte, ergänzen muss.
Heute ist noch unklar, wie sich die Krise konkret auf den Markt und das Publikum auswirken wird. Es lässt sich zurzeit noch nicht absehen, ob und wie sich die Nachfragesituation verändern wird oder auch das Verhalten und die Ansprüche der Veranstaltungsbesucher.
In diesem Zusammenhang muss auch über neue Konzepte nachgedacht werden, wie unter ggf. neuen Hygienebestimmungen und geänderten Kundenverhalten Events umgesetzt werden können. Welche Konzepte, Formate und Ausspielungswege (z.B. Streaming) müssen ergänzend entwickelt werden und wie lassen sich Events in Zukunft monetarisieren?
Die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa hat zu diesem Themenkomplex Vertreter der Clubs, Konzertagenturen, Theater und Varietés eingeladen, um im Rahmen eines Expertenhearings die Bedarfe der Branche zu analysieren und gemeinsam an Perspektiven zu arbeiten.
Bei dem Treffen ging es zum einen um die finanziellen Aspekte und die Sicherstellung des Überlebens der Unternehmen und zum anderen um neue Ansätze um in einem veränderten Markt erfolgreich sein zu können.
Die Teilnehmer waren sich einig, dass schnelles Handelns erforderlich ist. Die Branche hat seit März dieses Jahres aufgrund der Rechtsverordnungen keinen Umsatz mehr. Auch wenn Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt werden konnten, so laufen die fixen Kosten weiter und es ist letztendlich nur eine Frage der Zeit, wie lange die Betriebe überleben können und wann Insolvenzen unvermeidlich sind.
Nach Einschätzung der Teilnehmer wird es in 2020 keine Konzerte mehr geben können und auch das erste Quartal 2021 ist unsicher.
„Die meisten Termine sind bereits auf 2021 verschoben. Aber es ist davon auszugehen, dass auch danach das Konsumentenverhalten nicht eins zu eins so sein wird, wie vor der Pandemie“, sagt Oliver Heinz, Medienanwalt und Co-Moderator des Hearings. Die Betriebe benötigen finanzielle Unterstützung aber darüber hinaus brauchen wir auch neue Formate und Konzepte, um künstlerische Leistungen in der Live Branche zu monetarisieren.“
Anders als die Konzertagenturen können sich die Theater einen Start im Sommer sehr gut vorstellen. Unter Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen ist ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich. Dennoch ist es für die Einrichtungen wichtig, Präsenz zu zeigen und auch für das Publikum da zu sein. Im Hearing wurden eine Reihe von finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten diskutiert, die dazu beitragen können, dass ein Betrieb mit reduzierter Publikumszahl trotzdem möglich ist.
Darüber hinaus gab es Ideen für Outdoor Events und gemeinsame Marketingaktionen auch zusammen mit der Stadt. Bereits im Vorfeld des Hearings sind erste Kooperationen unter den Spielstätten entstanden, wie zum Beispiel, dass größere Häuser sich für kleiner Veranstalter öffnen und so die kleinen mit mehr Zuschauern agieren können.
Alle Beteiligten machten deutlich, dass sie bei allen Ungewissheiten über die Entwicklung der Pandemie eine klare Perspektive benötigen. Die Vorläufe im Business sind lang, so dass es ähnlich wie in der Gastronomie einer Exit Strategie bedarf. Dabei geht es auf der einen Seite darum Rechtssicherheit für die Absage von Konzerten zu geben und auf der anderen Seite Möglichkeiten für einen kontrollierten Wiederanlauf zu erzielen.
Im Rahmen des Hearings wurden auch Ansätze für Pilotprojekte entwickelt, in denen man neue Formate und Konzerte unter den aktuellen Hygienebestimmungen ausprobieren könnte. Auch wurde intensiv über Streaming Formate diskutiert, die in bestimmten Bereichen Verluste minimieren könnten.
Neben den Finanzhilfen zur Deckung der laufenden Kosten gab es auch Ideen für Investitionszuschüsse für Umbauten für eine höhere Sicherheit und Infektionsschutz, wie zum Beispiel die Öffnung des Bundesprogramms „Neustart“ auch für kommerzielle Betriebe. Auch wurden Konzepte wie Ticketbürgschaften diskutiert und überlegt, wie man den Infektionsschutz in den Veranstaltungsorten am besten sicherstellen kann.
Senatorin Kristina Vogt:
„Der Bereich der Konzerte und Bühnen ist nicht nur für die dort arbeitenden Menschen wichtig, sondern trägt erheblich zur Attraktivität der Stadt bei.
Wir wollen weiterhin attraktiv für Studenten, Familien und Fachkräfte sein, dafür brauchen wir auch ein breites Angebot an Unterhaltung.
Wir haben in dem heutigen Workshop viel gelernt und ein sehr klares Bild von den Bedarfen und Möglichkeiten der Branche bekommen. Klar ist, dass es ohne entsprechende Maßnahmen und finanzielle Unterstützung viele Clubs schon bald nicht mehr geben wird. Hier ist natürlich der Bund in der Verantwortung, ausreichend Mittel bereitzustellen.’Die Ideen des heutigen Tages werden wir nun bewerten und Vorschläge zur Unterstützung der Unternehmen formulieren. Wir müssen jetzt schnell reagieren, uns aber auch Gedanken über die Zeit nach Corona machen müssen.
Es hat sich gezeigt, wie wichtig der Dialog mit den Unternehmen ist, um wirklich bedarfsgerechte Maßnahmen entwickeln zu können. Wir werden diesen Dialog auch mit weiteren Akteuren fortsetzen.“