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Den virtuellen Assistenten vor Augen – wie Augmented Reality und künstliche Intelligenz zusammenarbeiten

Ein Mann wartet ein Auto mit Hilfe einer Datenbrille

Hände frei, mit digitalem Helfer: Datenbrillen können bei der Wartung vor Ort unterstützen, Bild: Ubimax

von Robert Uhde

Ob bei der Warenkommissionierung, als persönliche Assistenz im Gesundheitswesen oder zur Unterstützung von Wartungsarbeiten: Am Körper oder am Kopf getragene Computertechnologien werden in unterschiedlichsten Branchen immer wichtiger. Zu den weltweit führenden Anbietern im Bereich solcher Wearable Computing-Lösungen zählt das 2014 gegründete Bremer Software-Unternehmen Ubimax.

Bestellungen aus dem Lager holen und zu einem Paket zusammenfügen – im Fachjargon Kommissionieren genannt – ist häufig eine sehr monotone und fehleranfällige Arbeit: Ausgerüstet mit Artikelliste und Handscanner und unter stetigem Zeitdruck müssen die Kommissionierenden für jeden Artikel die richtigen Regalfächer im Lager finden und dann dort die unterschiedlichen Kundenbestellungen korrekt zusammenzustellen. Bei der Coca-Cola Hellenic Bottling Company mit Sitz im schweizerischen Zug, einem der führenden Abfüller des Getränkeherstellers, geht man deshalb seit dem vergangenen Jahr neue Wege: „Um die Fehllieferungen radikal zu reduzieren, arbeiten die 400 Kommissioniererinnen und Kommissionierer des Unternehmens mittlerweile mit unserer Software-Lösung xPick, und damit mit einer 99,99-prozentigen Qualitätsquote nahezu fehlerfrei“, berichtet Dr. Hendrik Witt, CEO von Ubimax. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden dabei während ihrer Tätigkeit durch eine Datenbrille mit durchsichtigem Display unterstützt, die ihnen anhand von eingespielten Grafiken den direkten Weg zum angezeigten Lagerplatz weist und dann mithilfe der eingebauten Frontkamera gleichzeitig den Barcode-Scan übernimmt.“ Zusätzlicher Vorteil: Beide Hände bleiben durchgehend frei, um den Artikel bequem und zeitsparend zu greifen und auf die mitgeführte Warenpalette zu legen.

Voll integrierte Lösungsplattform Ubimax Frontline

Die Kommissionierlösung xPick hat Ubimax bereits 2014 eingeführt und seither mehrfach aktualisiert. Mittlerweile ist das Tool eingebettet in die integrierte Plattform Ubimax Frontline, die zusätzlich auch die Montageunterstützung und Qualitätssicherung xMake, das Wartungs-Tool xInspect und die zur Fernunterstützung konzipierte – und damit in Zeiten von Corona stark nachgefragte – Remote Support Lösung xAssist bereithält: „Mit dieser weltweit ersten voll integrierten Lösungsplattform entlang der gesamten Wertschöpfungskette wollen wir den Arbeitsalltag von mobilen Arbeitskräften ähnlich stark revolutionieren wie es Microsoft Office für Büroangestellte vorgemacht hat“, erklärt Hendrik Witt. „Denn Ubimax Frontline steigert nicht nur die Produktivität der Angestellten, sondern trägt auch dazu bei, ihre tägliche Arbeit attraktiver zu gestalten.“

Die stetig ausgebaute Produktpalette, die Anzahl von mittlerweile 400 Kunden sowie das aktuell auf rund 100 Spezialistinnen und Spezialisten angestiegene und mittlerweile an weltweiten Standorten in Bremen, Süddeutschland, den USA und in Mexiko tätige Team unterstreichen eindrucksvoll den Wachstumskurs von Ubimax. Jüngster Beleg für diese Strategie ist die im Oktober 2019 erfolgte Übernahme von ESSERT Digital, einem europaweit führenden Unternehmen für Augmented-Reality-basierte Fernwartungslösungen mit Sitz im baden-württembergischen Ubstadt-Weiher. Darauf aufbauend konnte Ubimax die Remote-Support-Lösung AS 2.0 in seine Frontline-Plattform einbinden, die neben xAssist ein weiteres Tool zur Fernwartung bietet.

Flächendeckender Einsatz in allen 400 BMW-Werkstätten in den USA

xAssist lässt sich standardisiert an vorhandene Werkstattverwaltungssysteme eines Kunden anbinden und dann individuell konfigurieren: „Zu den wichtigsten Kunden zählt dabei der Automobilkonzern BMW, der die Software flächendeckend in all seinen 400 Werkstätten in den USA einsetzt“, berichtet Hendrik Witt. „Unsere Datenbrillentechnologie macht es hier möglich, dass die Werkstatt-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter vor Ort und ein zugeschalteter Experte exakt dasselbe sehen können, wodurch detaillierte Anweisungen und damit eine schnelle Schadensfallabwicklung möglich werden. Parallel oder im Nachgang können die Aufzeichnungen außerdem zum Anlernen von neuen Angestellten, zur Dokumentation oder zu Qualitätssicherungszwecken verwendet werden.“

Einsatz von künstlicher Intelligenz

Die verschiedenen Lösungen von Ubimax sorgen aber nicht nur für eine vereinfachte Abwicklung, sondern können mithilfe von künstlicher Intelligenz auch eventuelle Unregelmäßigkeiten in den täglichen Abläufen erkennen: „Das können zum Beispiel arbeitsschutzrelevante Fehlhaltungen bei bestimmten Tätigkeiten sein“, erklärt Hendrik Witt. „Oder aber die Software zeigt an, dass für eine bestimmte Aufgabe ein falsches Werkzeug zum Einsatz kommt und korrigiert dies.“

Eine wichtige Anerkennung für die verschiedenen Ansätze sind nicht zuletzt auch zahlreiche Auszeichnungen. Ende 2019 wurde Ubimax zum Beispiel mit dem Deutschen Digitalpreis „The Spark“ bedacht. Die Auszeichnung richtet sich an Unternehmen, die innovative Konzepte zur Optimierung des alltäglichen Arbeitsumfelds umsetzen. Schwerpunkte dabei sind Augmented und Virtual Reality, Sprach- und Gestensteuerung sowie innovative Methoden des virtuellen Trainings.

Erfolgsgeschichte aus Bremen

Bei Ubimax ist man natürlich stolz auf derartige Auszeichnungen. Ähnlich stolz sein kann aber auch das Land Bremen, schließlich ist mit dem Software-Spezialisten eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich von Wearable Computing-Lösungen vor Ort ansässig: „Gerade zu Beginn unserer Tätigkeit wurden wir dabei auch bei zwei Projekten durch eine Innovationsförderung des Landes unterstützt“, blickt Hendrik Witt zurück. Hierbei nutzten sie das FEI-Programm der BAB – Die Förderbank, das Unternehmen dabei hilft, Risiken bei der Entwicklung neuer Technologien zu minimieren und technologische Fortschritte zu erzielen.

Darüber hinaus könne man vor Ort noch mehr im Bereich der anschließenden Wachstumsfinanzierung tun, meint Witt, ansonsten aber sei das Land insbesondere durch die Universitäten eigentlich gut aufgestellt im Bereich KI: „Und das ist natürlich ein großer Vorteil für uns. Schließlich sind wir immer auf der Suche nach guten Fachkräften, die aber natürlich gerne auch von außerhalb kommen dürfen.“

Und auch sonst kann Ubimax trotz der aktuellen Corona-Krise einigermaßen optimistisch in die Zukunft blicken: „Immerhin sind wir mittlerweile kreuz und quer durch alle Industrien aufgestellt, was uns in Summe sehr robust macht“, schätzt Hendrik Witt die Lage ein. „Hinzu kommt, dass wir mit unserem Remote-support-Notfallkoffer ein hilfreiches Standard-Equipment anbieten, mit dem sich unterschiedlichste Prozesse aus der Ferne steuern lassen, so dass Unternehmen damit für alle Fälle gewappnet sind. Unabhängig von der aktuellen Situation bin ich mir außerdem absolut sicher, dass Wearables weiter auf dem Vormarsch sind. Aktuell wird die Technologie ähnlich wie das Mobiltelefon seinerzeit fast ausschließlich im B2B-Bereich eingesetzt. Aber ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch im Consumer-Bereich mehr und mehr zum Begleiter wird. Und mittelfristig ist es durchaus denkbar, dass wir auch hier aktiv werden.“


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