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Autodidakt und KI-Fan - Phillip Bock, Geschäftsführer von INnUp, Bild: WFB/Pusch
Spezialisierter Dienstleister für Druckerzeugnisse
INnUP beweist, dass es auch anders geht. Das Bremer Unternehmen mit fünf Angestellten ist ein Dienstleister für die Druckindustrie. Es vermittelt Aufträge für Spezialdrucke zwischen Kunden und Druckereien. Das können zum Beispiel ungewöhnliche Formate, besondere Papiere oder ausgefallene Farben sein. Für diese Aufträge gibt es oft nur wenige spezialisierte Druckereien in Deutschland und diese ausfindig zu machen, ist Aufgabe von INnUP. Das spart Auftraggebenden Zeit bei der Suche und Druckereien Arbeit bei der Auftragsabwicklung.Millionen Parameter beachten
Dafür entsteht bei INnUP viel Arbeit. „Eine Anfrage hat bei uns je nach Komplexität eine Bearbeitungszeit von maximal 24 Stunden“, so Phillip Bock, Geschäftsführer. „Da steckt viel Personalaufwand drin, das Recherchieren von Preisen und geeigneten Partnern – es wäre schön, wenn sich das digitalisieren ließe.“ Alle Preise aller Produkte aller Druckereien in einer großen Excel-Tabelle festzuhalten, sei jedoch ein unmögliches Unterfangen. „Jedes Druckerzeugnis hat viele unterschiedliche Parameter, ob Dicke, Form, Farbe, Oberflächenbeschaffenheit, Eigenschaften. Es gibt Millionen Varianten, die sich zudem ständig ändern, das lässt sich unmöglich abbilden. Niemand kann das alles eintippen“, so Bock.KI, übernehmen Sie!
Niemand kann es abtippen – klingt nach einem Job für eine KI. Ein ganz typisches Beispiel für den Einsatz einer künstlichen Intelligenz: Es gibt einen riesigen Datensatz, der zu groß ist, um von Menschenhand durchsucht zu werden und dieser wird nun genutzt, um Abläufe effizienter zu gestalten oder neue Geschäftsmodelle zu erschließen. Als studierter Mathematiker bastelte Bock schon in den 90er Jahren mit großem Interesse an KIs. Mit dem Aufkommen der neuen KI-Welle circa 2015 und erstmals frei zur Verfügung stehenden Tools wie Googles Tensorflow-Entwicklungsumgebung sah Bock die Stunde gekommen, auch für sein Geschäft auf KI zu setzen.Tensorflow ist ein sogenanntes Framework für Maschinelles Lernen – das heißt ein Grundgerüst, mit dem es möglich ist, künstliche Intelligenzen speziell im Bereich des Maschinellen Lernens zu bauen. Es wurde von Google veröffentlicht und ist frei verfügbar, also Open-Source. Seine Beliebtheit für viele Projekte im Bereich KI erklärt sich aus seiner Offenheit. Es ist mit vielen Schnittstellen und Plattformen kompatibel. KI-Entwicklerinnen und -Entwickler müssen dank des Frameworks also nicht jedes Mal bei Null anfangen, sondern können schneller und einfacher mithilfe von Tensorflow KIs programmieren.
Tensorflow wird bei Projekten eingesetzt, die Maschinelles Lernen erfordern. Diese spezielle Form der künstlichen Intelligenz ist besonders gut darin, große Mengen an Daten zu analysieren und zu verarbeiten. Beispiele sind Bilderkennung oder Sprachverarbeitung. Sie ist die derzeit wichtigste Form der KI und findet immer breitere Anwendung in unserer Gesellschaft.
Beispiel für KI in kleinen Unternehmen
„Außerdem möchten wir sie einsetzen, um schon beim ersten Kundenkontakt Kerndaten abzufragen, wie zum Beispiel Papierstärken, Falzungen, Sonderfarben, je nachdem, was wichtig wird für den Auftrag“, so Bock. Aus Stunden für jede Anfrage werden so wenige Minuten. Bocks Vorstellungen gehen noch weiter. „Am Ende wollen wir eine Art Marktplatz erschaffen, eine Plattform, in der Druckereien ihre Dienstleistungen sehr einfach einstellen können. Unter den kleinen und mittleren, online wenig präsenten Druckereien Deutschlands gibt es eine Fülle an Spezialfertigkeiten, die wir so ans Licht bringen wollen.“Zeitaufwand nicht zu unterschätzen
Seit drei Jahren entwickelt er an der Plattform, es gibt bereits ein Proof-of-Concept, quasi einen Mini-Prototypen mit ersten Funktionen. „Mein Privatleben ist da zu großen Teilen reingeflossen und rund ein Drittel meiner Arbeitszeit“, gibt er zu. Bücher und Veröffentlichungen lesen, auf dem Laufenden bleiben, Programmieren – Bock hat sich autodidaktisch in die Materie eingearbeitet, ist selbst zum KI-Profi geworden. Mittlerweile hat er einen Auszubildenden eingestellt, der sich ebenfalls schwerpunktmäßig mit der Technologie befasst. Durchaus ein großes Commitment – aber eines, das nötig ist. „Wir benötigen die KI für unser Kerngeschäft, aus ihr werden sich viele neue Geschäftsmodelle ergeben und unseren Fortbestand sichern“, ist Bock überzeugt.
Bock hofft, schon bald seine KI in der Praxis einsetzen zu können, Bild: Pusch