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Der Künstlichen Intelligenz das Denken beibringen

Roboter PR2 unter Beobachtung: Klappt die Zubereitung von Popcorn reibungslos? Bild: Pusch

Roboter PR2 unter Beobachtung: Klappt die Zubereitung von Popcorn reibungslos? Bild: Pusch

Tiefblaues Licht illuminiert an diesem Abend den Innenhof des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medizin MEVIS. Während hier normalerweise an der Zukunft der Medizintechnik geforscht wird, ist der Ort dieses Mal Gastgeber für BREMEN.AI #3. In regelmäßigen Abständen trifft sich der Bremer Cluster Künstliche Intelligenz, um sich über neueste Entwicklungen auszutauschen.

Und das ist wichtig, denn die KI-Forschung schreitet mit Siebenmeilenstiefeln voran. Zur Einleitung berichtet etwa Netzwerkgründer Roland Becker über eine neue KI, die so gut selbstständig Texte schreiben kann, dass diese kaum noch von denen echter Menschen zu unterscheiden sind – und die noch kaum jemand kennt.

Was gestern noch unmöglich schien, kann heute oder morgen schon Realität werden. Die Geschwindigkeit der Digitalisierung scheint durch die KI nochmals eine Schippe drauf zu legen. Und während die einen noch rätseln, worum es überhaupt geht, sind andere schon im Übermorgen.

Robotern das Denken beibringen


So wie Prof. Michael Beetz. Der KI-Guru ist Institutsleiter am IAI, dem Institute for Artificial Intelligence, das im gleichen Gebäude wie das MEVIS sitzt. Wenn man fragt, was Beetz macht, könnte er salopp antworten: Er bringt Robotern bei, Youtube-Videos zu schauen.

Sein Ziel sind Roboter, die sich frei unter Menschen bewegen können, mit ihrer Umwelt interagieren und auf sich verändernde Umstände reagieren.

Das ist alles andere als einfach. In einem Labor des IAI steht etwa PR2, ein Roboter, der Popcorn zubereiten kann. Das kühlschrankgroße Ungetüm holt eigenständig Töpfe und Mais aus der Schublade, bedient den Herd und salzt am Ende den Snack mit einer Salzmühle. Eine große Leistung für den Roboter – auch wenn er dabei manchmal noch vermeintlich unbeholfen wirkt. Ein menschlicher Koch hat noch nichts von ihm zu befürchten. Einen Sterne-Koch zu ersetzen ist aber auch gar nicht das Ziel des Projekts.

Beetz` Herausforderung: Der Roboter muss seine Umwelt erfassen und sie verstehen können, um auf sie zu reagieren. Dazu bauen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rund den Professor KI-Systeme, die ein digitales Modell ihrer Umgebung erstellen können und anhand dieses Modells simulieren, was geschieht oder geschehen könnte, ohne dass der Roboter den Schritt in der Realität durchführen muss. Er erschafft sozusagen seine eigene Computerspielversion der echten Welt, in der er sich austoben kann. Und indem das System Youtube schaut und Menschen bei Kochvideos beobachtet, trainieren die Bremer die KI, darin noch besser zu werden.

Der Roboter in der Kosmetikabteilung


Auch wenn der Robokoch noch auf sich warten lässt, sind die Bremer Erfindungen für jemand anderen hochrelevant: Jonas Reiling, Technologiemanager für Filiallogistik bei der dm-drogerie markt GmbH + Co. KG. Als zweiter Redner gibt er Einblick in die Roboter-Zukunft bei dm. Wie jedes Unternehmen möchte auch der Drogerist seine Prozesse effizienter gestalten, vor allem in der aufwändigen Filiallogistik. Das Problem: 50 Prozent der Logistikkosten fallen in der Filiale ein, beim Einsortieren im Regal und Befüllen des Lagers.

Im Projekt REFILLS mit dem Bremer Technologiezentrum Informatik (TZI) arbeiten sie deshalb daran, einen Roboter zu erfinden, der eigenständig den Regalbestand erfassen kann und ihn aus dem Lager aufstockt. So hat das Personal mehr Zeit, sich mit dem eigentlichen Job zu befassen: der Kundenberatung. Der Prototyp erledigt seine ersten Aufgaben bereits in einem originalgetreu als dm-Shop nachgebauten Labor im TZI.

Von der Künstlichen Intelligenz erhofft sich Reiling viel: „Unsere Verteilsysteme in den Zentrallagern sind zu 100 Prozent automatisiert. Wir können nur effizienter werden durch wirklich disruptive Technik“, so der Manager. Und da halte dm die Augen auf und sei immer interessiert an neuen Entwicklungen. Eine Neugier, die dem Unternehmen gut steht.

Die KI mit dem Arztkittel


An der Speerspitze bewegt sich auch Hans Meine, dritter Redner an diesem Abend. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Fraunhofer MEVIS sieht die KI als eine Schlüsseltechnologie für eine ganze Reihe an revolutionären Entwicklungen in der Medizin. Das Institut selbst arbeite etwa gerade daran, die KI in der Krebsmedizin einzusetzen. Denn bisher müssen Ärzte Computertomographien manuell analysieren – eine oft stundenlange Arbeit. Sein Team bringt jetzt einer KI bei, CT-Aufnahmen automatisch auf Krebsbefall zu untersuchen.

Dabei hat er ein Problem, dass er mit vielen Unternehmen teilen dürfte, die sich mit der KI befassen: Das Fehlen guter Daten. Jede KI braucht einen möglichst großen Satz an Daten, die eindeutig und korrekt beschriftet sind, damit sie aus ihnen lernen kann. Und gerade in der Medizin sei das besonders wichtig, denn Fehler dürfen hier nicht passieren. „Wir wollen eine Entscheidungshilfe für den Arzt schaffen, eine Entlastung für seinen Alltag“, so Meine.

KI: Nicht nur für Profis


Was an diesem Abend klar wird: Bereits heute ist mit KI viel mehr möglich, als viele sich vorstellen können. Und genau deshalb sind Veranstaltungen wie das KI-Meetup und die vom Cluster organisierten Sparten-Meetups zu Themen wie DeepLearning, KI-Ethik und Chatbots so wichtig. Sie bringen Menschen zusammen, animieren zum Austausch und sind daher nicht nur etwas für KI-Profis. Denn jede KI wartet auf einen Einsatz, auf einen Zweck. Und die gibt es in den vielen Unternehmen zu Genüge.

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