Der Simulator ist auch ein Angebot an Bremens Reedereien
Professor Jung hofft, dass deutsche und gerade auch Bremer Reeder und Hafeninstitutionen angesichts der Investitionen in die neueste Technik jetzt den Weg in die Werderstraße für ihre Trainings finden. In jedem Fall kann er jungen Leuten mit dem Berufswunsch Nautiker jetzt in Bremen das beste Übungsequipment der Republik an die Hand geben: Selbst der Maschinensimulator ein Stockwerk tiefer lässt sich in der Übung mit dem Brückensimulator verbinden. Jung: "Für die Studenten läuft es so: Alle bekommen erst einmal eine Einführung, bis sie fit im Fahren sind. Dann kommt im zweiten Schritt das Bridge Team Management, wenn wir aus den einzelnen Studenten komplette Führungscrews aufeinander einspielen wie im echten Schiffsbetrieb."
In der dritten Ausbildungsstufe schaltet Tim Dentler als "Big Brother" an seinen Bildschirmen im Hintergrund dann einen Gang höher: Die Übung Notfallmanagement ist ein echter Nerventest. Dentler: "Anfangs lachen alle noch. Aber nach fünf Minuten haben sie vergessen, dass sie im vierten Stock der Hochschule sitzen." Radarklemmer, GPS-Ausfall, GPS-Freeze, wenn die elektronischen Seekarten plötzlich ausfallen, kaputte Rudermaschinen, Blackouts der Hauptmaschinen, Brand an Bord und noch viele andere Zutaten gehören zu den Notfallszenarien. Thomas Jung: "Da in der Notsituation verengt sich das Bewusstsein. Das Spiel wird echt. Alle sind dann auch emotional voll dabei." Eine Kamera zeichnet grundsätzlich die Übungen auf. Ein wirkungsvolles Instrument, wenn jeder einzelne sieht, wie er einfache Fehler schnell vermeiden kann.
Auch Seekrankheit lässt sich hier simmulieren
Aber würden sich die Nautiker nicht auch noch wünschen, wie im Lufthansa-Simulator wirklich in einer Kabine auf Hydraulikmotoren zu schweben oder durchgeschüttelt zu werden, um alles noch etwas realistischer zu machen? Auf das Stichwort wechselt Tim Dentler noch einmal die Bedienelemente auf der Brücke. Das ist jetzt das kleine Seebäderschiff "Fair Lady" auf seinem Weg von Bremerhaven nach Helgoland in sechs Meter hoher Welle. Der Bug bohrt sich immer wieder in die Welle. Grünes Wasser klatscht an die Brückenfenster und läuft mit weißen Fäden wie in Zeitlupe am Glas hinunter. Alles dreht sich, man muss sich festhalten und schnell einen Platz suchen. Schwindeleffekt trotz festen Bodens: Die Wirkung der 360-Grad-Projektion trickst das Gehirn aus, zieht ihm den Boden unter den Füßen weg. Tim Dentler, Advocatus Diaboli des Simulators, grinst angesichts des kurzen Momentes der Magenverstimmung bei seinen Gästen über das ganze Gesicht: "Ich habe hier eindeutig den besten Job."
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